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Donnerstag, 9. Juni 2011

Das Ende der Geschichte

"Mama, willst du nicht auch fliegen?" fragte Lua.
"Nein, denn ich gehöre auf die Erde, hier im Wald fühle ich mich wohl."
"Warum fühle ich mich in der Luft genauso zu Hause wie auf der Erde?"
"Jeder muss für sich den Ort finden, an dem er zufrieden leben kann.  Ich will dir dazu eine Geschichte erzählen.

Tief unter der Erde lebte der kleine Maulwurf Kuno. Kuno hatte noch nie das Tagelicht gesehen.
Seine Freunde wagten immer mal wieder einen Ausflug an die Erdoberfläche und wollte ihn gerne einmal mit nehmen. Aber Kuno wollte nicht.
Blind fand er sich zurecht in seiner kleinen Wohnung. Er hatte alles was er zum Leben brauchte. Was sollte er sich blenden lassen vom Schein des all zu grellen Tageslichts.
So sass er Tag ein Tag aus in seinen kleinen Reich. Seine Freunde besuchten ihn und erzählten ihm von ihren vielen Abenteuern. Er lächelte nur und hörte ihnen zu. Unter den Freunden war auch die hübsche Maulwurfsfrau Olga, die gerne auf dem bequemen Sofa des stillen Maulwurfs sass und von seinen feinen,selbstgemachten Keksen naschte.
Eines Tages fasste sie sich ein Herz und fragte Kuno, warum er sich  nicht nach dem Tageslicht sehne so wie alle anderen Maulwürfe.
"Meine Mutter hat jeden Tag zu mir gesagt: Kuno, unter der Erde ist es dunkel, aber du trägst eine Licht in dir, das dir den Weg zeigt. Das Licht wird genährt, durch jedes Lächeln, dass du verschenkst. Das Licht schenkt dir Zufriedenheit mit dem was du hast. Du bist für das Licht verantwortlich, durch dein Handeln. So lange ich lebe, werde ich dir jeden Tag ein Lächeln schenken und ich wünsche mir, das du das Lächeln weiter gibts, wenn ich nicht mehr sein werde.
So trage ich nun mein Licht in mir und sorge dafür das es nie ausgeht. Und weisst du was, ich würde das Licht gerne mit dir teilen." antwortete er mit einem kleinen Lächeln.
Olga wurde es ums Herz ganz warm und bleib gleich für immer auf dem Sofa sitzen.

Lua schaute ihre Mutter nachdenklich an und zum erstenmal in ihrem Leben huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht und sie sprach:
"Wenn ich zufrieden leben will, dann brauche ich Flügel, denn ich will gehen und fliegen können."
Ihre Mutter begriff, dass ihre Tochter eine Kind der Lüfte war und sich die Erdenschwere auf ihr Herz gelegt hatte.
Und so ging sie in der nächsten Vollmondnacht auf eine Lichtung und sprach mit dem Mond.
"Mond, du hast Lua das Leben geschenkt. Bitte schenke ihr Flügel, damit sie ihr Glück finden kann."
Sie ging nach Hause ans Bett ihrer schlafenden Tochter und sah, dass ihr zwei Flügel gewachsenen waren.
Und so wurde die Luft Luas zweite Heimat und die Mutter freute am Anblick ihrer Tochter, die am Himmel anmutig ihre Kreise zog.

2 Kommentare:

  1. Als ich das hier zum ersten Mal gelesen habe konnte ich gar nichts mehr sagen, hatte einen Klos im Hals.
    Jetzt hab ich es nochmal gelesen, und für mich ist das sinnbildlich wie Robert ... er braucht auch Flügel. Er ist so anders, dass man ihm die nicht stutzen darf. Ich freu mich auch über seine Kreise und mittlerweile viele mit. Nur die Gesellschaft, die hätte ihn wohl lieber wirklich im Himmel ... so oft!
    Danke für den Stupser zum eigenen Denken
    Elisabeth

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  2. Elisabeth, ich schreibe diese Geschichte auch für mich. Ich kann dich so gut verstehen und ich bewundere dich sehr.
    Liebe Grüsse, Allerleirauh

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